Unser Besuch im Gut Aiderbichl

24. August 2022

Andreas und ich haben uns vor ein paar Wochen eine besondere Interview-Location ausgesucht – das Schweineparadies im Gut Aiderbichl in Salzburg. Dort durften wir die „Schweineflüsterin“ Marianne Wondrak zum Interview treffen. 

Marianne führt uns herum

Das Gut Aiderbichl bietet als öffentlicher Tier-Gnadenhof eine einzigartige Begegnungsstätte zwischen Mensch und Tier, bei der gerettete Tiere liebevoll und artgerecht gehalten und dort bis an ihr natürliches Lebensende gepflegt werden. Ihre Vision ist es, ein Zufluchtsort für Tiere zu sein, die aus Notsituationen befreit und gerettet wurden. In diesem geschützten Umfeld kann ein persönlicher Bezug zu den Tieren aufgebaut und ethische Grundsätze im Umgang mit ihnen reflektiert werden.

Marianne Wondrak erforscht als Tierärztin und Verhaltensforscherin soziale Taktiken, Beziehungen und die Intelligenz von Schweinen. Bei unserer Ankunft bekamen wir eine Rundführung durch das gesamte Areal und wir genossen es sehr, zu sehen, wie man sich hier bestmöglich um das Wohl der Tiere sorgt. Gleichzeitig löste es in uns aber auch Traurigkeit aus: Nur ein kleiner Prozentsatz der Tiere in Österreich leben unter solchen Bedingungen. Die Kapazitäten des Gut Aiderbichl sind natürlich auch begrenzt, erklärt uns Marianne – aus platztechnischen Gründen können leider nur eine gewisse Anzahl an Tieren aufgenommen werden, sodass diese unter artgerechten Bedingungen leben können.

Das ist Ginger

Esel, Hunde, Pferde, Gänse, Schweine, Katzen, Kühe – alle möglichen Tiere begegneten uns im Laufe unseres Spaziergangs, während uns Marianne voller Enthusiasmus alles über ihre leidenschaftliche Arbeit mit Tieren erklärte. Angekommen im Schweineparadies, dem Stall der Vierbeiner, bauten wir das Setup für das Interview auf: ein Klapptisch, zwei Stühle, Mikrophone und los geht’s! Ginger, ein Schwein, das aufgrund seiner Verletzung untertags im Stall bleiben musste, leistete uns während der Aufnahme Gesellschaft und hat auch den ein oder anderen Grunzer zum Interview beigetragen.  

Inhaltlich wollen wir über das Interview noch gar nicht viel verraten, ihr könnt euch aber schon drauf freuen. Auf jeden Fall räumt Marianne viele Vorurteile über Schweine aus dem Weg, zum Beispiel, dass sie gar nicht stinken. Schweine sind sogar sehr saubere Tiere, sie würden nie am selben Platz schlafen, an dem sie auch aufs Klo gehen. Nur in der Massentierhaltung haben sie aufgrund vom Platzmangel keine Möglichkeit, einen eigenen Bereich für ihr Klo einzurichten. Marianne ist der Überzeugung, dass Fleischkonsum mit der moralischen Pflicht einhergeht, sich über die Herkunft und die Haltungsbedingungen des Tieres zu informieren und darauf zu achten. Und wenn ihr dann jemand entgegnet, dass das zu teuer sei, dann erwidert sie: Nein, das Gegenteil ist der Fall – es ist absurd, dass der Fleischeinkauf beim Discounter so billig ist. Wir müssen wieder zurückfinden zu einer Ernährungskultur, in der man Lebensmittel wertschätzt. Sie hofft, dass wir in ein paar Jahren auf diese Zeit zurückblicken und nicht mehr verstehen können, wie wir so leben konnten.

Nach vielen Kuscheleinheiten mit Schweinen, Eseln, Katzen und co. haben wir das Gut Aiderbichl schweren Herzens wieder verlassen. Hier lässt es sich arbeiten, danke Marianne für deine Zeit und deine wertvolle Arbeit!

Marianne und ihre Lieblingstiere

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